Dienstag, 15. September 2009

Kenya - die Zweite - Kangalu

Hallo liebe Freunde, Verwandte und sonstige liebe Mitmenschen,

jetzt bin ich schon bei Blogeintrag zwei angekommen. Ich werd hier noch zum Schriftsteller?!
Lieber nicht. Zuerst einmal muss ich mich entschuldigen, dass der kommende Bericht ein wenig länger ist aber es passieren einfach ständig neue Sachen also bei Desinteresse einfach überspringen.

Nachdem wir unser Orientation Camp in Nairobi mit einem leckeren kulturellgemischten Abendbuffet beendet UND unseren Gastfamilien ein kenianisches, eigentlich sehr schön klingendes Lied, ich sage mal vorgegrölt haben wurden wir am Tag darauf von unseren zukünftigen Familienmitgliedern abgeholt.

Einer der ersten Fragen unserer Gasteltern lautete: „Are you smoke or drink???“
-> Nenenene Teufelszeugs!!! Ab und zu n Schlückchen Bier vielleicht *grins*.
OK das sei in Ordnung.

Auf diese Frage wurden wir schon bestens in unseren Seminaren vorbereitet. Das nächste Jahr wird wohl ohne Feierabendbierchen enden müssen.

Nach einer drei bis vierstündigen Autofahrt über die nicht sehr europäischen Straßen, sind wir in unserem Dorf namens Kangalu angekommen.
Das kleine Haus ohne Strom und Wasser stellte sich als kleine Farm mit wenig Strom und wenig Wasser heraus und liegt in einer wunderschönen Gegend mitten im Nirvana.

Wir haben Bananen- und Papayabäume im Garten, Schweine, Ferkel, Kühe, Ziegen, Hühner…also riiichtig idyllisch. Vor unserem Haus ist kilometerweit nichts bis auf das
unglaublich beeindruckende Panorama „Trockenheit vs. grüne Natur“. Früher hausten dort noch die wildesten Tiere bis diese durch die Trockenheit weitergewandert sind.
Trockenheit, ja es ist wirklich sehr trocken und staubig, dieses Jahr hat
es hier noch nicht geregnet und alle hoffen auf das Nass von oben. Momentan haben wir erst mal die heißeste Zeit des Jahres, ein guter Einstieg für die klimatischen Veränderungen. ;)

Nach ein paar Unterhaltungen hat sich herausgestellt, dass mein für mich bis dahin gedachter Gastvater gar nicht mit der Gastmutter zusammen ist sondern diese mit dem Lehrer der allerdings mit uns gar nichts zu tun hat und meine Gastmutter eigentlich auch nur die Lehrerin ist und das mein Gastvater hier allein wohnt allerdings mit dem Farmer und dann sind da noch n paar Kinder und Leute zu wem die allerdings gehören, dass war mir dann doch zu schwierig. Hab ja jetzt noch n Jahr Zeit mir Klarheit zu verschaffen. Unser Host ist jedenfalls nur am Wochenende hier da er unter der Woche in Nairobi arbeitet. Somit leben wir größtenteils mit dem Farmer zusammen. Aber auch nicht so wirklich!? Joa.

Am ersten Abend gab es erst mal leckeres Ziegenfleisch auf African Art.
Da wird kurzerhand n kleines Lagerfeuerchen in der Küche gemacht n Stückchen Tier drauf,
fertig! Geil! Ben, unser Gastdad kam dann mit ner Kiste Tusker (das berühmte kenianische Bier) herein und hat jedem erst mal zwei Flaschen hingestellt. Der Mann wird mir von Tag zu Tag sympathischer und hat mir dann auch meine Angst vor dem einjährigen gerstenhaltigen Wasserhopfenmalzgetränkentzug genommen.

Nette kleine Haustierchen haben wir selbstverständlich auch.Darf ich vorstellen: Mr. Bat, eine absolut nervige Fledermaus welche momentan schonwieder meine Nackenmuskulatur stärkt. Bei jedem Rundgang, und Mr. Bat macht sehr viele Rundgänge, zischt dieses Drecksvieh Millimeternah an mir vorbei. So kommt es auch gerne vor, dass man seine morgendliche eh schon brutal kalte Dusche mit Mr. Bat teilen muss. (die Pläne für den Mordversuch laufen auf Hochtouren doch leider ist Mr. Bat nicht immer alleine – es ist eine ganze Horde!!!).
Ansonsten ist es keine Seltenheit, dass man abends beim gang auf die Toilette mit seiner Öllampe Frau Frosch Frog oder verschiedene Geckos und Echsen antrifft.

Nach bereits zwei Tagen in unserer kleinen Zoologie wollten wir die richtigen Tiere Kenias kennen lernen und sind mit den anderen Freiwilligen zum wohl berühmtesten National Park Masai Mara gefahren.
Für alle die es einmal planen eine Safari in Afrika zu machen bietet sich der September am besten an. Zu dieser Zeit findet die Tierwanderung statt und man kann eine unglaubliche Anzahl an Lebewesen sehen, welche man sonst nur aus dem Zoo kennt.
So durften wir tausende von Zebras, Knuts und Büffel bestaunen, Elefanten, Giraffen, Löwen, Geparden und sogar einen Leopard. Bilder habe ich bereits auf meinem Blog hochgestellt.

Nach unserer Rückkehr unseres fünftägigen Ausflugs und einem bereits Neun-Tage-Bart UND absolut durchgeschwitzten dreckigen Klamotten hatten wir genau GAR KEINE Zeit uns auf die Vorstellung der Dorfcommunity vorzubereiten.
Unserem Gastdad Ben, welcher unter anderem die Schule ins Leben gerufen hat, war es wichtig, dass die Dorfbevölkerung uns kennt und uns als Einwohner und nicht als Besucher ansieht. Viele Dorfbewohner haben in Ihrem Leben noch nie einen weißen Menschen gesehen, die kleinen Kinder dachten sogar wir sind angemalt.
So ist es schier unmöglich kurz ein paar Meter zu gehen ohne mit den Einwohnern in tiefgreifende Gespräche über Deutschland mit seinen Stereotypen zu verfallen.

Im Kopf der Afrikaner sind weiße Menschen sehr Reich. Ben hat klargestellt das wir Studenten sind und kein Geld für unsere zukünftige Arbeit bekommen.

Am vergangenen Donnerstag ist dann der wohl schlimmste Fall aller Fälle eingetreten, wir hatten kein Trinkwasser mehr… *aaah* zu dieser Zeit fängt komischerweise ein bestimmtes Organ in dir an zu arbeiten und löst ein unglaubliches Durstgefühl aus. Der Wassernachschub war nicht das Problem vielmehr die Tatsache, dass man dieses erst einmal abkochen muss bevor man es sinnlos in sich hinunterstürzt. So haben wir bei völliger Dunkelheit entschieden, unser Durstgefühl in der örtlichen „Bush-Bar“ zu löschen. Diese Bar befindet sich ungefähr 20 Minuten Fußweg von uns entfernt und ist abends das wahrscheinlich einzige Gebäude mit dauerhaftem Strom in Kangalu. Bei dem primären Gedanke so schnell wie möglich irgendeine Flüssigkeit aufzunehmen vergisst man so die einfachsten Dinge, wie zum Beispiel eine Taschenlampe mit auf den doch sehr langen Weg mitzunehmen. Bei dieser blind-irgendwo-hinlauf-Aktion konnte ich zum ersten Mal den unglaublichen afrikanischen Sternenhimmel bewundern. Auffallend ist, dass der Mond bei eintretender Dunkelheit einfach fehlt. Den dieser so scheint es, hat auch in Kenia die afrikanische Kultur angenommen und lässt sich gerne mal Zeit beim erscheinen. Ohne Mond ist es doch sehr dunkel so war es auch egal ob ich den ganzen langen Weg in den Himmel starrte oder auf den Boden schaute gesehen hab ich eh nichts.
Nach zwei Cokes und einem netten Gespräch mit einem „leicht“ angetrunkenen älteren Herrn haben wir dann auch schonwieder unsere Heimreise begonnen. Ich weiß nicht warum aber dieser Sternenhimmel fasziniert mich von mal zu mal mehr.

Und nun zu Meinem Projekt und dem sowohl interessantesten aber wahrscheinlich auch Kurzesten Punkt in diesem Bericht.
In Kenia herrscht folgendes Bildungssystem. Vier Jahre Primary School danach vier Jahre Secondary School und danach geht’s zum studieren auf die Uni.
Ich unterrichte an einer Secondary School und zwar die Fächer, Mathematik, Deutsch, Sport und Life Skills.
Es ist so wahnsinnig komisch wenn man 40 kleinen Kindern versucht zu erklären wie man ein ein Ü ausspricht. Da rollen sich die Münder, Nasen, Backen aaaalles was man im Gesicht so finden kann in alle Ecken und trotzdem hört man ständig nur dieses bekannte juuuuuh.
Kindchen hört gut zu… ÜÜÜÜ… juuuuh…nein, ÜÜÜÜ… uuuhjuhu…. NEEEIN ÜÜÜÜÜ.... uuuuuh… ich hab mir fest vorgenommen das nach einem Jahr jeder perfekt das Ü aussprechen kann. Ich glaube das ist eine Lebensaufgabe.
Jedenfalls brechen wir alle während dem Unterricht ständig in Lachen aus und somit macht es wirklich viel Spaß mit den kleinen Fratzen zu lernen.
Meine letzte Mathematikstunde in Deutschland ist ungefähr fünf Jahre her so darf ich mich manchmal schon ein bisschen hinsetzten und mit grübeln. Glücklicherweise hab ich einen Lehrplan und ein Lösungsheft mit diesen Utensilien ist es eigentlich kein Problem einen vernünftigen Unterricht zu gestalten. Eine Unterrichtsstunde dauert 40 Minuten, da ich natürlich sehr Anpassungsfähig bin, komme ich die typischen „afrikanischen“ 10 Minuten zu spät und so ne halbe Stunde Unterricht geht dann doch ganz fix rum ;)

Zum Schluss möchte ich dann noch kurz auf einen Wochenendausflug eingehen bzw. auf die Art und Weise wie man in Kenia reist. Letztes Wochenende sind wir in einem Dschungel in der Nähe vom Mount Kenya gefahren.
Man startet also freitags nach der Schule. Abfahrt, mit was auch immer, ist bei der örtlichen schon bestens bekannten Bush-Bar. Hier wartet man bis iiiiirgendwann mal ein Auto oder ähnliches vorbeifährt. Wir hatten Glück und nach bereits einer halben Stunde kam ein Auto mit „nur“ sechs Personen besetzt. Wir waren zu dritt also ideal, zwei in Kofferraum, zwei auf den Beifahrersitz und vier hinten rein gequetscht. Nur der Fahrer fährt bei der nun wirklich sehr extremen Hoppel Strecke entspannt. Auf der Hälfte des Weges zur nächst größeren Stadt heißt es umsteigen. Nach einem Feierabendsbelohnungsbierchen geht’s weiter… als Glückspilz wie ich einer bin diesmal nur zu sechst.
In der nächst größeren Stadt angekommen geht’s dann mit einem Matatu nach Nairobi.
Während dieser Zeit werden nochmals alle möglichen Körperteile auf ihre Anwesenheit geprüft. Wobei Herr Gesäßmuskel und Frau Fuß mit Bruder Knie immer sehr leiden müssen.
Nicht außer acht gelassen Mr. Kopf der nach jedem Schlagloch die Bekanntschaft mit dem Autodacht sucht.
Na ja it´s Africa, it´s ok. ;) you know?!
Nach dem Wochenendtrip „ Wildcamping am Dschungel“ mit der Gefahr ständig von Elefanten zerstampft oder Leoparden zerrissen zu werden geht’s dann wieder mit dem Matatu zurück nach Kitu und von dort spät abends mit einem Motorradtaxi in unser Dorf.

So ich hoffe eure Tastatur ist jetzt nicht durch den Tiefschlafverursachten Sabberausstoß kaputt gegangen. Denn wenn diese noch funktionieren sollte so schreibt mir doch einfach mal was von EUCH. Schreibt mir wie es euch geht und was ihr den ganzen Tag so treibt.

Ich freue mich auf Antworten und sende Euch viele sonnige Grüße

Euer Alex